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In einem früheren Artikel haben wir über die drei Stufen des Workflows für Fotografen und Designer gesprochen, sodass wir ein grundlegendes Verständnis dafür haben, wie Farbmanagement prinzipiell funktioniert. Jetzt können wir uns genauer ansehen, wie man ICC-Profile in einen praktischen Workflow einbindet.
Der erste Schritt im Workflow ist die Erstellung von Inhalten, und für Fotografen bedeutet dies, Fotos mit ihrer heißgeliebten Kamera aufzunehmen. Wenn die Reproduktion der Originalszene das Ziel ihrer Arbeit ist, dann sollten in dieser Phase einige zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.
Es ist sehr verständlich, dass das Umgebungslicht die Stimmung von Fotos stark verändern kann. Daher müssen wir uns zuerst mit der Beleuchtung beschäftigen, um die Farben zu erhalten, die wir in der Szene gesehen haben. Mit Hilfe eines Belichtungsmessers können Fotografen die richtigen Einstellungen für Blende und Verschlusszeit ermitteln, damit die Fotos nicht über- oder unterbelichtet werden. Belichtungsmesser sind so konzipiert, dass sie bei verschiedenen Lichtverhältnissen die gleiche Belichtung liefern. Sobald wir die Belichtung eingestellt haben, müssen wir nun eine "Referenz" in die Szene setzen, um zu wissen, wie die Farben zum Zeitpunkt der Aufnahme wiederhergestellt werden sollen. Die am häufigsten verwendete "Referenz" ist eine Farbkarte mit 24 Farbfeldern, genannt ColorChecker®. Sie wurde speziell für diesen Zweck entwickelt. Es gibt verschiedene Varianten der Farbfelder, und eine besonders nützliche wird ColorChecker® Passport genannt. Abbildung 1 zeigt die verschiedenen Varianten des ColorCheckers® , und Abbildung 2 zeigt, wie der ColorChecker® Passport bei der Aufnahme eines Fotos verwendet wird.
Abbildung 1: Verschiedene Varianten von ColorChecker®: White Balancing und Gray Balancing ColorChecker® auf der linken Seite, und 24 Farben ColorChecker® auf der linken Seite.
Abbildung 2: So wurde der ColorChecker® Passport zum Zeitpunkt der Aufnahme verwendet.
Theoretisch könnten wir auch das ICC-Profil der Kamera verwenden, um die richtigen Farben aus der Szene zu erhalten. Ein ICC-Profil funktioniert jedoch nur dann optimal, wenn die Aufnahmebedingungen mit den Bedingungen übereinstimmen, unter denen das Profil erstellt wurde. Zum Beispiel müssen die Beleuchtungsbedingungen (Farbtemperatur und Lichtstärke), die Kombination aus Kameragehäuse und Objektiv sowie die Einstellungen für Blende, Verschlusszeit, ISO und Farbmodus exakt übereinstimmen. Es ist nahezu unmöglich, unter diesen Bedingungen ein ICC-Profil zu erstellen. Ein praktischerer Weg ist daher die Verwendung von ColorChecker® bei der Aufnahme von Fotos und der Erstellung eines Profils. Das erstellte Profil ist nicht notwendigerweise ein ICC-Profil, aber es dient den gleichen Zwecken wie ein ICC-Profil zur Erhaltung der Farben. ColorChecker® Passport wird mit einer eigenen Software geliefert, um Farbfelder zu extrahieren und eine DCP-Datei (Digital Camera Profile) zu erzeugen; der Vorgang ist in Abbildung 3 dargestellt. Die DCP-Datei kann später in Photoshop oder Lightroom importiert werden, um die von der Kamera aufgezeichneten Aufnahmebedingungen zu simulieren.
Abbildung 3: Die ColorChecker® Passport-Software identifiziert automatisch Farbfelder und erzeugt daraus eine DCP-Datei.
Die zweite Stufe des Arbeitsablaufs besteht nun darin, Fotos zu verbessern. Dies ist die Phase, in der der Monitor eine sehr wichtige Rolle spielt, da hier alle endgültigen Farben festgelegt werden. Ein Farbmanagement-Monitor mit Hardware-Kalibrierungsmöglichkeit ist definitiv die erste Wahl. Zu einem guten Monitor gehört natürlich auch die richtige Kalibrierung. Aber für welche Ziele sollte ein Fotograf seinen Monitor kalibrieren? Hier stellen wir in Tabelle 1 einen Satz typischer Kalibrierungsziele als Referenz zur Verfügung. Dieser Satz von Kalibrierungszielen wird den Anforderungen der meisten Fotografen gerecht.
Tabelle 1: Satz von Kalibrierungszielen, die für die meisten Fotoarbeiten geeignet sind
Farbraum | Farbtemperatur | Luminanz | Gamma-Kurve | Schwarzwert |
Farbraum Adobe RGB | Farbtemperatur D65 | Luminanz 160 cd/m² | Gamma-Kurve 2.2 | Schwarzwert Absolute 0 |
Nachdem du deinen Monitor mit den oben genannten Kalibrierungszielen richtig kalibriert hast, wird ein ICC-Profil deines Monitors erstellt. Dieses ICC-Profil ist wichtig und sollte in Photoshop als Standard-RGB-Arbeitsraum verwendet werden. Bitte folge den Schritten, um die Einstellungen zu ändern:
1. Gehe zu "Bearbeiten" -> "Farbeinstellungen" (wie in Abbildung 4 gezeigt).
2. Wähle im Pop-up-Fenster dein Monitor-ICC-Profil aus der Dropdown-Liste im RGB-Arbeitsraum aus (wie in Abbildung 5 gezeigt).
3. Wähle "In Arbeits-RGB konvertieren" unter Farbmanagement-Richtlinien (wie in Abbildung 5 gezeigt).
Abbildung 4: Zugriff auf 'Farbeinstellungen' in Photoshop.
Abbildung 5: Ändere RGB unter Working Spaces mit dem ICC-Profil deines Monitors.
Der Grund für die Einstellung des ICC-Profils deines Monitors als RGB-Arbeitsfarbraum ist, dass du mit einem physischen Monitor arbeitest, um Farben zu bearbeiten/zu ändern, und dass dadurch alle deine Anpassungen wirklich von deinem Monitor reflektiert werden. Und damit das funktioniert, musst du auch "In Arbeits-RGB konvertieren" unter Farbmanagement-Richtlinien auswählen. Natürlich ist es sicherer, wenn du bei Profilabweichungen und fehlenden Profilen auf "Beim Öffnen fragen" klickst.
Viele Quellen haben vorgeschlagen, "AdobeRGB" als RGB-Arbeitsfarbraum in Photoshop zu verwenden. Dies ist eine Möglichkeit, deinen Arbeitsfarbraum einzustellen, aber nicht die einzige. Eine alternative Möglichkeit ist, das ICC-Profil deines Monitors als RGB-Arbeitsfarbraum einzustellen. Auf diese Weise hast du einen tatsächlichen RGB-Farbraum, den du visualisieren kannst, nämlich deinen Monitor. Bis heute gibt es kein Gerät, das den AdobeRGB-Farbraum zu 100 % abdecken kann. Die Vor- und Nachteile werden im Folgenden gegenübergestellt:
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“AdobeRGB” Profil verwenden |
Monitor ICC Profil verwenden |
Pro | “AdobeRGB” Profil verwenden
| Monitor ICC Profil verwenden
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Kontra | “AdobeRGB” Profil verwenden
| Monitor ICC Profil verwenden
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Eine Frage, die du dir vielleicht stellst, ist: "Wo sind meine ICC-Profile?" oder "Warum sehe ich mein Monitorprofil nicht in der Dropdown-Liste?" Die Antwort auf diese Fragen lautet: "Es gibt einen speziellen Ordner für ICC-Profile und du musst deine ICC-Profile dort ablegen, um sie über die Dropdown-Liste verfügbar zu machen." Wo also ist dieser spezielle Ordner? Windows OS und Mac OS haben unterschiedliche Speicherorte für ICC-Profile, die im Folgenden aufgelistet sind:
- Windows:
C:\Windows\System32\spool\drivers\color
- Mac OS:
\Users\[User Name]\Library\ColorSync\Profiles
wobei [User Name] der Name deines Benutzer-Logins ist
Der Speicherort des Ordners ist abhängig vom Betriebssystem, aber nicht von der Version. So kannst du diesen Ordner in verschiedenen Versionen von Windows OS oder Mac OS finden. Wenn die Monitorkalibrierung abgeschlossen ist, wird das ICC-Profil normalerweise automatisch an dem oben genannten Ort gespeichert. Wenn du aber andere Profile hast, die auf deinem Computer "installiert" werden müssen, dann kopiere die ICC-Profile einfach in den oben genannten Ordner und starte Photoshop neu, und du wirst sehen, dass die Profile jetzt in der Auswahlliste sind.
Nachdem die ganze Bearbeitungsarbeit erledigt ist, ist es nun an der Zeit, deine Arbeit (Fotos) an die Welt zu verteilen. Aber bevor du das tust, willst du sicherstellen, dass alle anderen die gleichen Farben sehen wie du, richtig? Hier kommt das Konzept des "Soft-Proofing" ins Spiel. Wenn du zum Beispiel deine Fotos zum Drucken schickst, kannst du die simulierten Farben vom Drucker sehen, bevor du die Fotos tatsächlich druckst. Dies könnte in Photoshop geschehen, indem du die ICC-Profile des Druckers mit der richtigen Papier- und Tintenkombination verwendest. Die Schritte sind im Folgenden zusammengefasst:
1. Besorge dir das ICC-Profil des Druckers mit der richtigen Papier- und Tintenkombination. Es ist wichtig, dass du das richtige ICC-Profil für das Papier und die Tinte, die du verwendest, auswählst. Das ICC-Profil des Druckers kann über den Druckertreiber oder die Webseite des Herstellers bezogen werden, indem du dein lokales Fotolabor oder deine Druckerei bittest, das Profil zur Verfügung zu stellen, oder indem du ein ICC-Profil des Druckers mit einer Profilierungssoftware eines Drittanbieters erstellst. Es gibt eine Reihe von Quellen im Internet, die detaillierte Anleitungen für die Erstellung deines eigenen Drucker-ICC-Profils bieten, daher werden wir hier nicht ins Detail gehen.
2. Kopiere das Drucker-ICC-Profil in den oben genannten ICC-Profil-Ordner.
3. Starte Photoshop neu, falls die Anwendung in Gebrauch ist, bevor du mit dem Kopiervorgang fertig bist.
4. Gehe zu " Ansicht" -> "Proof-Einstellung" -> "Benutzerdefiniert" (wie in Abbildung 6 gezeigt).
5. Wähle im Pop-up-Fenster das ICC-Profil deines Druckers in der Dropdown-Box neben "Zu simulierendes Gerät" aus (siehe Abbildung 7).
6. Wähle "Relative Colorimetric" im Dropdown-Feld "Rendering Intent" (siehe Abbildung 7).
Abbildung 6: Zugriff auf die benutzerdefinierte Proof-Einstellung in Photoshop.
Abbildung 7: Wähle das ICC-Profil des Druckers in der Dropdown-Box neben Zu simulierendes Gerät.
7. Jetzt wirst du sehen, dass dein Foto sein Aussehen verändert hat. Du kannst das Häkchen neben "Vorschau" aktivieren und deaktivieren, um die Simulationsfunktion ein- und auszuschalten. Oder du kannst das Pop-up-Fenster auch schließen, indem du auf 'OK' klickst und 'Strg+Y' (Befehl+Y für Mac-Nutzer) drückst, um die Simulation zu aktivieren und zu deaktivieren. Abbildung 8 veranschaulicht den 'Vorher'- und 'Nachher'-Simulationseffekt in Photoshop.
8. Wenn du einige Farben unter der Simulation korrigieren möchtest, kannst du die Fotos einfach wie gewohnt weiterverarbeiten, und du wirst den Effekt auf dem Ausdruck sehen.
9. Wenn du mit der Bearbeitung zufrieden bist, ist das Foto nun bereit für den Druck. Bevor du deine Fotos an dein Fotolabor oder deine Druckerei schickst, ist es immer eine gute Praxis, deine Fotos in das ICC-Profil deines Monitors zu konvertieren und das Profil mit deinen Fotos einzubetten. Auf diese Weise kann dein lokales Fotolabor oder deine Druckerei sehen, wie die Fotos auf deinem Monitor aussehen.
Abbildung 8: 'Vor der Simulation' (oben in der Abbildung) und 'Nach der Simulation' (unten in der Abbildung).
Die meisten Fotos werden heutzutage gar nicht mehr gedruckt, sondern hauptsächlich im Internet veröffentlicht. Das ist viel schwieriger zu handhaben als bei einem Druck, wenn du möchtest, dass die Farben für alle korrekt sind. Wir haben keine Kenntnis darüber, welche Art von Monitoren die Betrachter haben, daher können wir nur davon ausgehen, dass sRGB Monitore verwendet werden. Es liegt also in der Verantwortung des Betrachters, sicherzustellen, dass seine Monitore den sRGB-Anforderungen entsprechen. Bevor wir die Fotos im Internet veröffentlichen, wollen wir sie in den sRGB-Farbraum konvertieren. Die Schritte werden im Folgenden gezeigt:
1. Gehe zu "Bearbeiten" -> "In Profil umwandeln" (wie in Abbildung 9 gezeigt).
2. Wähle im Pop-up-Fenster im Dropdown-Feld unter " Zielfarbraum" die Option "sRGB IEC61966-2.1" (wie in Abbildung 10 gezeigt).
3. Klicke auf "OK", um das Pop-up-Fenster zu schließen.
4. Gehe auf "Datei" -> " Speichern unter".
5. Klicke im Fenster "Speichern unter" auf "Farbprofil einbetten" (wie in Abbildung 11 gezeigt).
Abbildung 9: Rufe "In Profil umwandeln" in Photoshop auf.
Abbildung 10: Wähle 'sRGB IEC61966-2.1' in der Dropdown-Box unter "Zielfarbraum".
Abbildung 11: Klicke auf "Farbprofil einbetten", um das sRGB-Farbprofil in Fotos einzubetten, die verschickt werden sollen.
Viele Fotografen nutzen Lightroom, um ihre Fotos zu drucken, daher stellen wir dir hier vor, wie du Fotos in Lightroom farblich bearbeiten kannst. Als erstes besorgst du dir das ICC-Profil des Druckers, den du zum Drucken der Fotos verwenden wirst. Vergewissere dich, dass du das Profil im richtigen Ordner gespeichert hast (mit dem oben beschriebenen Prozess unter Fotos auf einem kalibrierten Monitor verbessern). Wähle in Lightroom Classic das Modul "Drucken" in der oberen rechten Ecke des Bildschirms und wähle dann die Fotos, die du drucken möchtest, im Fotostreifen unten aus, wie in Abb. 12 gezeigt. In der rechten Leiste scrollst du nach unten zu "Druckauftrag" und wählst dann unter "Farbmanagement" das ICC-Profil des Druckers, den du verwenden möchtest, wie in Abb. 13. Wähle "Perceptual" als Rendering Intent. Stelle sicher, dass alle anderen Druckeinstellungen korrekt sind und drücke dann auf "Drucken".
Abbildung 12: "Druckmodulansicht" in Lightroom Classic.
Abbildung 13: "Drucker-ICC-Profilauswahl" unter "Farbmanagement".
In diesem Artikel haben wir gelernt, wie man ICC-Profile verwendet, um die Farbkonsistenz im Workflow eines Fotografen zu erhalten. Um die richtigen Farben einer Szene einzufangen, sind ein Belichtungsmesser und ein Farbprüfer notwendig, um das Licht und die Farben richtig einzufangen. Auf einem richtig kalibrierten Farbmanagement-Monitor können wir die ICC-Profile des Monitors nutzen, um zu simulieren, wie die Bilder auf dem Drucker oder auf jedem anderen Gerät mit ICC-Profil aussehen werden. Schließlich haben wir auch darauf hingewiesen, dass es vor der Veröffentlichung von Fotos im Web notwendig ist, den Farbraum in sRGB zu konvertieren und das Profil mit den Fotos einzubetten. Wir haben auch hilfreiche Tipps für die Verwendung von ICC-Profilen im Workflow eines Fotografen gegeben, zum Beispiel wie man den RGB-Arbeitsfarbraum einrichtet, wo man die ICC-Profile speichert und wie man Farbräume konvertiert.